Im September 1990 steht die automobile Welt in Zuffenhausen Kopf. Wo sonst Modelle wie der Porsche 911 gefertigt werden, laufen plötzlich Limousinen mit einem Stern auf der Haube vom Band. Grund für diese Kuriosität ist eine einmalige Zusammenarbeit zwischen Porsche und Mercedes-Benz: Da die Entwicklungsabteilung der Sindelfinger Ende der 80er-Jahre mit der Entwicklung der neuen S-Klasse voll beschäftigt war, beauftragte das Unternehmen im Jahr 1989 kurzerhand Porsche mit der Neukonstruktion des W-124-Fahrgestells, in welches für das neue Topmodell 500E der 5,0-Liter V8-Motor aus dem damals neuen SL eingepflanzt werden sollte. Das Ergebnis dieser einzigartigen Symbiose deutscher Ingenieurskunst wird auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1990 vorgestellt: Das neue Topmodell der Baureihe 124 hört auf den Namen 500E, und ist zunächst kaum von seinen Schwestermodellen zu unterscheiden. Erst auf den zweiten Blick sind Details wie die verbreiterten Kotflügel, die tiefergelegte Karosserie und die modifizierte Frontschürze erkennbar. So unscheinbar die Limousine daherkommt, die Fahrleistungen wissen auch 30 Jahre später noch zu beeindrucken: Der Vierventil-V8 Motor leistet stattliche 326 PS und befördert den 500E in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 – abgeregelt wird die Höchstgeschwindigkeit im Zeichen des „Gentlemen’s Agreement“ auf 250 km/h. Doch die Exklusivität hat ihren Preis: Mit rund 135.000 DM müssen Kunden für den 500E fast das Dreifache gegenüber einem herkömmlichen 300E der Baureihe 124 auf den Tisch legen. Ab dem Jahr 1993 durchläuft das Topmodell das Facelift der Baureihe, und folgt mit der Bezeichnung E500 der Nomenklatur der neuen E-Klasse. Insgesamt werden bis zur Einstellung im Jahr 1995 rund 10.500 Einheiten produziert. Durch die geringe Produktionszahl und die einzigartige Historie erhielt der 500E schnell Kultstatus, und gehört heute zu den gefragtesten modernen Klassikern aus dem Hause Mercedes-Benz.

In dieser Auktion bietet sich nun die seltene Gelegenheit, einen Mercedes-Benz 500E der Baureihe 124 zu ersteigern. Die Limousine mit der Fahrzeugidentifikationsnummer 1B768186 lief im Jahr 1992 bei Porsche in Zuffenhausen vom Band, und wurde noch im Mai desselben Jahres auf seinen ersten Besitzer zugelassen. Der Wagen ist ein Import aus der Schweiz, und weist in seiner Historie insgesamt zwei Fahrzeughalter auf. Aus dem lückenhaft geführten Scheckheft lässt sich die Historie des 500E teilweise nachverfolgen. Durch eine frische Hauptuntersuchung stehen vorerst keine TüV-Besuche an, und eine H-Zulassung ist ebenfalls gegeben. Ein Wertgutachten liegt darüber hinaus nicht vor, der Verkäufer attestiert dem Wagen „Matching Numbers“. Insgesamt liegen dem Fahrzeug zwei Schlüssel bei, ein Unfall wird in der jetzigen Haltedauer ausgeschlossen.

Als echter „Wolf im Schafspelz“ ist der 500E in der unscheinbaren Farbe „brilliantsilber metallic“ lackiert. Die Lackierung wurde nach Angaben des Verkäufers im Bereich der Stoßfänger erneuert, sodass sich diese in einem ausgezeichneten Zustand präsentieren. Doch auch an der restlichen Karosserie des Mercedes lassen sich keine Beanstandungen feststellen: Die Lackierung weist augenscheinlich keinerlei Mängel auf, und auch Dichtungen, Kühlerlamellen und Chromapplikationen machen einen sehr gepflegten Eindruck.

Der Wagen ist mit 16“-Serien-Alufelgen der Baureihe 124 ausgestattet, die ebenfalls keine Beschädigungen aufweisen, und mit einer neuwertigen Bridgestone-Bereifung ausgerüstet sind. Die Bremsen befinden sich nach Angaben des Verkäufers ebenfalls in einem guten Zustand. Im Bereich von Karosserie und Fahrwerk liegen keine Mängel oder Modifikationen vor. Der Wagen befindet sich im jetzigen Besitz in unfallfreiem Zustand.

Auch der in Blau gehaltene Innenraum des 500E zeigt sich nach 30 Jahren unbeeindruckt vom Zahn der Zeit: Die mit perforiertem Leder bezogenen Sitze weisen weder im Fond noch an Fahrer- und Beifahrerseite offensichtliche Beschädigungen auf, und wurden scheinbar stets pfleglich behandelt. Ebenfalls zeigt sich die Mittelkonsole in einem sehr gepflegten Erscheinungsbild: Sämtliche Schalter und Tasten wirken nicht abgegriffen, und auch von den für die Baureihe 124 bekannten Risse in der Holzapplikation ist das Interieur verschont. Besonderes Highlight im unmodifizierten Innenraum ist das originale Becker Mexico-Radio, was der Mittelkonsole ein zeitgenössisches Erscheinungsbild verleiht. Zur weiteren Sonderausstattung des 500E zählen Servolenkung, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Klimaanlage und ABS.

Mercedes-Liebhaber wissen die klaren, sachlichen Instrumente der Baureihe 124 zu schätzen: An drei Rundinstrumenten lassen sich sämtliche für den Fahrer relevanten Informationen entnehmen. Am sechsstelligen Tachometer lässt sich eine Gesamtlaufleistung von 181.708km ablesen, die sich über das lückenhaft geführte Scheckheft teilweise nachvollziehen lässt. Sämtliche Instrumente funktionieren den Angaben nach mängelfrei.

Im verbreiterten Motorraum findet sich das Herzstück des 500E: Das V8-Aggregat samt dem verbauten Vierstufen-Automatikgetriebe stammt aus dem 500 SL der Baureihe 129. Der Motor verfügt über einen Hubraum von 5,0 Litern und leistet satte 326 PS. Den letzten Service erhielt der 500E erst kürzlich bei einem Kilometerstand von 181.000km. Als einzige durchgeführte Reparatur gibt der Verkäufer die Erneuerung des Lenkschlosses an. An Motor und Technik der Limousine lassen sich keine Mängel feststellen, sodass zurzeit auch keine weiteren Arbeiten anstehen.

Ebenfalls sorgenfrei präsentiert sich der Unterboden des Wagens, dem ein sehr guter Zustand zu entnehmen ist.